Jusos fordern gute Flüchtlingsarbeit in Boppard

Weltweit sind so viele Menschen auf der Flucht wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Gut also, dass auch die Stadt Boppard ab April Flüchtlinge aufnehmen wird. Untergebracht werden die Asylbewerber zunächst im Janusz-Korczak-Wohnheim in Boppard und im Haus Helvetia in Bad Salzig.
In einem ersten gemeinsamen Arbeitstreffen mit weiteren engagierten Jugendlichen haben sich die Bopparder Jusos mit diesem Thema beschäftigt. Hieraus ergaben sich einige Forderungen an eine gelungene Flüchtlingsarbeit, die am Montag nach der Stadtratssitzung an den Bopparder Bürgermeister Dr. Walter Bersch übergeben wurden.
In ihrem Positionspapier geht es den Jusos unter anderem um eine umfassende Information aller Bürgerinnen und Bürger bereits vor Ankunft der ersten Asylbewerber sowie um die Sicherstellung einer hauptamtlichen Betreuung der Unterkünfte. Durch die Lage von Haus Helvetia außerhalb von Bad Salzig brauche es außerdem unbedingt einen ständigen Ort der Begegnung in der Ortsmitte, denn nur durch Begegnung und Kontakt ließen sich mögliche Ängste und Vorurteile abbauen.
Darüber hinaus setzen sich die Jusos für eine zügige Vermittlung der Bewohner in dezentrale Wohneinheiten, eine möglichst schnelle Ermöglichung von Kita- und Schulbesuch sowie Sprachkurse für alle Asylbewerber ein. Letztlich sei es auch wichtig, den Bewohnern durch internetfähige PCs in den Unterkünften den Kontakt zu den Menschen in ihrer Heimat zu ermöglichen sowie sie bei der Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten zu unterstützen.
Natürlich werden auch in Boppard Bürgerinnen und Bürger gebraucht werden, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagieren. Für den 10. März hat die Stadtverwaltung bereits angekündigt, im Rahmen einer Einwohnerversammlung über die Unterbringung von Asylbewerbern in der Stadt Boppard zu informieren.

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Bild: Die beiden Juso-Vorsitzenden Umut Kurt und Andreas Nick übergeben ihre Forderungen an Bürgermeister Dr. Bersch.


 

Positionspapier: Asylbewerber in der Stadt Boppard

Im Rahmen eines ersten Arbeitstreffens haben sich die Jusos Boppard zusammen mit weiteren engagierten Jugendlichen mit dem Thema Asylbewerber in der Stadt Boppard beschäftigt. Hieraus ergaben sich folgende Forderungen an eine gelungene Flüchtlingsarbeit.

1. Eine umfassende Informierung aller Bürgerinnen und Bürger sehen wir als Grundvoraussetzung für eine Willkommenskultur. Bereits vor Ankunft der ersten Asylbewerber müssen die Menschen sensibilisiert und mögliche Vorurteile ausgeräumt werden.

2. Zur Koordination von Ehrenamtlichen, Sachspenden und sonstigen Hilfsangeboten ist es wichtig, ein stadtweites Netzwerk der Flüchtlingsarbeit zu schaffen. Hierzu und zur Gewährleistung professioneller Betreuung in den Unterkünften ist ausreichend hauptamtliches Personal sicherzustellen. Eine Zusammenarbeit der beiden geplanten Unterkünfte halten wir für unabdingbar.

3. Insbesondere in Bad Salzig ist es unbedingt notwendig, einen Ort der Begegnung von Flüchtlingen und Bürgerinnen und Bürgern im Ortskern von Bad Salzig zu schaffen. Durch die ungünstige Lage von Haus Helvetia außerhalb des Ortes braucht es eine Einrichtung, ähnlich dem Café International in Büchenbeuren. Nur durch Begegnung und Kontakt lassen sich mögliche Ängste und Vorurteile abbauen. Die große Zahl an leer stehenden ehemaligen Ladenlokalen sollten hier einige günstige Möglichkeiten bieten. Ohne einen solchen Ort der Begegnung kommt es zwangsläufig zu einer Ghettoisierung, die in jedem Fall vermieden werden muss.

4. Die zentrale Unterbringung von Asylbewerbern in Massenunterkünften birgt immer ein höheres Konfliktpotential als eine dezentrale Unterbringung. Wir fordern, die Belegung der beiden Großunterkünfte in Boppard und Bad Salzig so niedrig wie möglich zu halten und eine möglichst zügige Vermittlung der Bewohner in dezentrale Wohneinheiten voranzutreiben.

5. Insbesondere für die Bewohner der Unterkunft in Bad Salzig sehen wir die Notwendigkeit, Mobilität in die Kernstadt zu gewährleisten (z.B. Sprachkurse, Behördengänge, Arztbesuche). Hierzu sollten Bus- bzw. Zugtickets durch die Stadt Boppard bereitgestellt werden.

6. Die Stadt Boppard soll dafür Sorge tragen, dass Kinder und Jugendliche möglichst schnell Kindergärten und Schulen besuchen können. Der Besuch dieser Einrichtungen ist ein wichtiger Baustein zur Integration von Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus ist eine zusätzliche Sprachförderung zu gewährleisten.

7. Alle Asylbewerber müssen die Möglichkeit haben, einen Sprachkurs zu besuchen.

8. Viele Flüchtlinge wollen Kontakt mit den Menschen in ihrer Heimat halten. Hierzu ist es wichtig, genügend PCs mit Internetzugang in den Unterkünften zur Verfügung zu stellen.

9. Die Asylbewerber suchen nach sinnvollen Freizeitmöglichkeiten. Wir erwarten, dass die Stadt Boppard Kooperationen mit Vereinen und sonstigen Einrichtungen im Sinne einer gelingenden Integration bestmöglich unterstützt.

10. Allen Asylbewerbern soll eine sinnvolle Beschäftigung angeboten werden. Anerkannte Asylbewerber sollen eine Berufsberatung sowie Hilfe bei der Aufnahme einer regulären Beschäftigung erhalten.